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Wetter aktuell

Vorbereitung ist die halbe Miete


Die Bienenvölker in unseren Breiten sind aktuell mit den
Vorbereitungen für den Winter beschäftigt. Der genaue zeitliche
Ablauf wird dabei entscheidend von den regionalen meteorologischen
bzw. klimatologischen Randbedingungen bestimmt.


Das in der Schlagzeile genannte Sprichwort gilt nicht nur für uns
Menschen, auch in der Tierwelt der freien Natur dreht sich
beispielsweise dieser Tage fast alles um die perfekte Vorbereitung
für den am Horizont schon leicht schimmernden Winter. Besonders für
die Insekten gilt im Vorfeld der kalten Jahreszeit nur Maximaleinsatz
? jedes Versäumnis in der Vorbereitung kann zur Verringerung der
Überwinterungswahrscheinlichkeit führen. Dabei spielen auch die
Meteorologie bzw. die Klimatologie eine maßgebliche Rolle. Daher
werfen wir im heutigen Thema des Tages einen kleinen Blick auf die
Abläufe in einem Bienenvolk in den Spätsommer- und ersten
Herbstwochen.

Die Maximalgröße des Bienenvolks wurde im Normalfall bereits vor
einigen Wochen erreicht (Ausnahme: neu erstellte Jungvölker). Zum
Höhepunkt im Juli tummelten sich in manchen Kisten schon mal 50.000
bis 70.000 Bienen. Idealerweise wurden die sommerlichen Nektarquellen
so gut genutzt, dass im Stock reichlich Honig erzeugt werden konnte.
Hat der Imker den Honig entnommen, musste er natürlich für
ausreichend Ersatz sorgen. Mit geringer werdendem Futterangebot in
der Natur und abnehmendem Sonnenstand (seit der Sommersonnenwende
Ende Juni) hat in den letzten Wochen der Brutumfang deutlich
abgenommen und die Völker schrumpfen durch das Sterben der Altbienen
sukzessive. Im Winter wird nämlich eine Volksgröße angestrebt, die
zwar das Überwintern gewährleistet, aber gleichzeitig auch
sicherstellt, dass das Futter ausreicht.

Diese wirtschaftliche Betrachtungsweise trifft übrigens auch die
männlichen Bienen, die Drohnen. Im Laufe des Sommers prüft das
Bienenvolk ständig, ob die aktuell anwesende Königin noch so fit ist,
dass sie im nächsten Frühjahr das Volk wieder zu alter Stärke führen
kann. An dieser wichtigen Entscheidung hängt nicht weniger als das
Überleben des ganzen Volkes, denn ein nach dem Winter königinnenloses
("weiselloses") Volk wäre ohne imkerlichen Eingriff verloren. Fällt
schließlich das Urteil für die Königin positiv aus, müssen sich aber
gleichzeitig die Drohnen mit der Endlichkeit des Lebens
auseinandersetzen. Beinahe von einem Tag auf den anderen werden die
durchaus Überraschten von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und
am Flugloch durch Beißen und Stechen vom Eintritt in den Stock
abgehalten (auch als "Drohnenschlacht" bekannt, üblicherweise ab ca.
Mitte/Ende Juli). Nach kurzer Zeit liegen diese schließlich zu
hunderten tot vor den Bienenstöcken. Drohnen wären nämlich im Winter
nur unnütze "Mitesser", da sie sich nicht an den Arbeiten im Volk
beteiligen und nur in den Ecken herumlungern. Für die Fortpflanzung
im nächsten Frühling werden schließlich wieder neue herangezogen.

Jene Bienen, die für eine erfolgreiche Überwinterung zu sorgen haben,
nennt man auch "Winterbienen". Diese werden zwischen August und
Oktober erbrütet und leben mit sechs bis neun Monaten deutlich länger
als ihre sommerlichen Kolleginnen, die eine Lebensdauer von nur sechs
bis acht Wochen aufweisen. Um das längere Leben sicherstellen zu
können, werden die Winterbienen im Herbst auch besonders geschont und
nicht an der kräfteraubenden Brutpflege beteiligt. So müssen sich die
"Sommerbienen" um die letzte Brut kümmern und dafür sorgen, dass
genug Wintervorräte angelegt sind. Anschließend sterben diese, noch
bevor oder während des Winters. Daher schrumpft das Volk in diesen
Wochen auf ca. 15.000 bis 10.000 Individuen.

Während die jeweilige regionale Klimatologie den zeitlichen Ablauf
dieser Prozesse bestimmt (beispielsweise bestehen große Unterschiede
zwischen den wärmeren "Gunstlagen" entlang des Rheins und den im
Mittel kühleren Regionen in den Mittelgebirgen sowie in den Alpen,
Bienen können sich aber gut darauf einstellen), ist auch das
tagesaktuelle Wetter für die erfolgreiche Wintervorbereitung von
zentraler Bedeutung. Damit die von der Königin noch produzierte junge
Brut gut gedeiht, muss diese mit hochwertigen Pollen versorgt werden.
Diese bestehen unter anderem aus lebenswichtigem Eiweiß und sind die
Grundlage für vitale, kräftige Jung- bzw. Winterbienen. Dafür
erkunden die Flugbienen bei einer entsprechenden Witterung die
Umgebung und suchen noch ertragreiche Pollenquellen (kann man jetzt
noch beobachten). Längere kühle und regenreiche Witterungsabschnitte
im Spätsommer und Frühherbst können diesen Plan aber vereiteln und
eventuell, wenn von den Bienen bisher nicht ausreichend vorgesorgt
wurde, für einen Pollenmangel sorgen.

Zur Abschätzung der Flugaktivität der Honigbienen während der
kommenden Tage kann zum einen in unsere Vorhersageprodukte (z.B.
10-Tages-Prognose, täglich neu) reingelesen oder unsere
Stationsprognosen in der WarnWetter-App betrachtet werden (Bienen
fliegen je nach Notwendigkeit und Sonnenschein ab ca. 8 bis 10 Grad).
Zum anderen stellt der DWD auch eine Prognose der Flugaktivität für
verschiedene Orte täglich neu zur freien Verfügung
(https://www.dwd.de/DE/leistungen/biene_flug/bienenflug.html). Unser
Modell prognostiziert beispielsweise für die tief gelegenen Station
Lahr (170 m, Baden-Württemberg) für heute und die kommenden beiden
Tage eine sehr hohe Flugaktivität zu Mittag, in den Frühstunden ist
es dafür allerdings schon zu kühl. Am deutlich höher gelegenen
Hohenpeißenberg (780 m, Bayern) ist die Aktivität dagegen heute und
morgen nur mittel. Mit dem Zustrom warmer Mittelmeerluft am Montag
wird aber auch dort nochmals ein guter Flugtag erwartet.

Zum Beginn der kommenden Woche werden ausfliegende Bienen regional
aber auch mit dem zunehmenden Wind zu kämpfen haben. Es stellt sich
nach kurzem Zwischenhocheinfluss am Sonntag eine zyklonale Westlage
ein, die besonders im Norden und Westen immer wieder für starke bis
stürmische Böen, zeit- und gebietsweise auch für Sturmböen sorgt. An
der Nordsee sind vorübergehend schwere Sturmböen möglich. Aber auch
damit können die Insekten umgehen. Was die Bienen schließlich im
Winter so treiben schauen wir uns in einem späteren Thema des Tages
an.

(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2025

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